NO SOLO

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https://www.d21-leipzig.de/ausstellung/irene-melix-no-solo/

Ansicht eines hellen Ausstellungsraumes mit hellgrau, kleinkariert gefliestem Boden und zwei weißen Wänden auf der rechten sowie unrenoviert-bräunlichen Decke und Wänden mit großen Rundfenstern auf der linken Seite. Ganz hinten im Raum eine Eingangstür aus Glas. An der weißen Wand, die von rechts ins Bild läuft hängen zwei große Leinwände, die ca. 2 Meter hoch sind und auf denen zwei Archivdokumente abgebildet sind, die wie scans aussehen und kleine, schwarze Schrift auf hellbraunem Grund zeigen. Davor hängen von der Decke Kopfhörer. Kurz hinter den Bildern ist ein Durchgang in der Wand, in den eine Treppe führt. An der nächsten Wand, die hinter der ersten und in Richtung des Eingangs führt, sind mehrere, weiße Papiere auf Augenhöhe angebracht. Vom linken Bildrand läuft eine Art Bar ins Bild, bestehenden aus einem Brett das horizontal in den Raum ragt und von einem vertikalen Brett abgestützt wird, beide lila gestrichen. Ausstellungsansicht, D21. / Kuratorin: Ariane Graf / Foto: Michael Moser

 

Ein·zel·aus·stel·lung/Eínzelausstellung/Substantiv, feminin [die]; Ausstellung von Werken eines einzelnen Künstlers [sic!]

Die Einzelausstellung, gedacht als Präsentation des eigenen Werkes gilt als erstrebenswertes Karriereziel der künstlerischen Laufbahn. Jahrelanges Arbeiten soll an dieser Stelle Anerkennung und Wertschätzung erfahren.
Die Einzelausstellung verweist zugleich auch auf einen Kulturbetrieb, der von Prinzipien der Konkurrenz und Leistungsfähigkeit bestimmt ist. Gepaart mit der ideologischen Vormachtstellung künstlerischer Autonomie bedeutet das: der genannte Künstler [sic!] arbeitet vereinzelt. Allein. Unabhängig
Individualisierung und restlose Eigenverantwortlichkeit sind ihrerseits neoliberale Prinzipien. Einsamkeit scheint eine gute Freundin kapitalistischer Verhältnisse zu sein.
Doch niemand macht wirklich alleine Kunst.
Keine Kunst kann für sich, aus sich selbst heraus entstehen. Und die Künstlerin lebt und arbeitet auch nicht alleine: Sie spricht, liest, tauscht sich aus, reist, denkt gemeinsam mit anderen, trifft sich, spinnt Fäden, lebt und liebt. Sie verantwortet, sie agiert politisch, sie mischt sich ein. Sie ist Handelnde.
Ihre Produktion ist eingebettet in eine bestimmte Geschichte, in bestimmte gesellschaftliche Verhältnisse, in sie bestimmende Diskurse. „Meisterwerke sind keine vereinzelten und einsamen Geburten, sie sind das Ergebnis vieler Jahre gemeinschaftlichen Denkens“, schrieb Virginia Woolf. Und dass „die Erfahrung der Menge aus jeder einzelnen Stimme spricht“. So gesehen bleibt die Solo-Show – so wichtig diese am Ende tatsächlich für den künstlerischen Karriereweg ist – verhaftet im Fetisch der „autonomen Kunst“ und des künstlerischen Genius.
Ein Widerspruch regt sich: Das Genie ist mir zu männlich, zu weiß und zu heterosexuell. Ich verabrede mich mit ihm nur, wenn nötig; die Muse aber ist meine Kollegin. Ich küsse wen ich will.

Irène Mélix
Katharina Zimmerhackl

 

Das gut 16-minütige Video zeigt ein Interview mit der Bildenden Künstlerin Theresa Schnell. Meist ist sie bis zur Brust zu sehen, seitlich von ihr ein Schreibtisch aus Holz mit einer Lampe. Sie stützt sich mit dem Ellbogen auf dem Schreibtisch ab und gestikuliert immer wieder mit den Händne, wenn sie etwas beschreibt. Sie hat zurückgebundene, braune, lockige Haare und trägt eine runde, transparent-weiße Brille. In der ersten Szene entfaltet sie ein blau gefärbtes Hemd, auf dem auf der rechten Seite die weiße Silhouette einer gezeichneten, winkenden Figur mit Pferdeschwanz zu sehen ist. Sie zieht das Hemd an und trägt es während des Interviews. Zu Beginn des Films werden Zeichnungen von ihr eingeblendet, die den Färbeprozess beim Blaudruck abbilden. Später sieht man den Stoff als Bahnen zum Trocknen vor der Färberei im Wind hängen. Zum Ende des Films laufen immer wieder blaue, gewellte Formen durch das Bild. Im Abspann: theresaschnell..de, team2, patterned collective, Cindy Cat. By Irène Mélix, 2020. Gefördert durch die Kulturstiftung des Freistaates Sachsen.
 
Das rund 17-minütige Video zeigt ein Interview mit der Bildenden Künstler:in Franziska Goralski. FG ist meist bis zur Brust zu sehen, trägt ein schwarzes T-shirt, eine breite silberne Kette, eine runde, weißliche Brille und mittellange, hellbraune Haare. FG sitzt in einem weißen Raum, im Hintergrund sind nur unscharf Papierbahnen und eine Pflanze zu sehen. Zu Beginn des Films wird das Logo der Abteilung Handlungspotenzial eingeblendet, das eine halbrunde, unregelmäßige beige Form zeigt, unter der der Name steht. Das Logo steht auch im Zentrum einer mindmap-Grafik, die später eingeblendet wird. Im Film ist von einer Ausstellung mit dem Titel „Emanzenexpress – gemeinsam sind wir gemeiner“ die Rede, dazu werden Eva Busch und Julia Nitschke interviewt. Später geht es um das Space Design für das Festival „Digital Feminism“ im HAU – Hebbel am Ufer Berlin, es wird der Titel „The water we drink first runs through the veins of the servers (virtual tour)“ eingeblendet. Das Logo der lilac library, die werähnt wird, ist eine kreisförmige Schrift, in deren Mitte „Die Blaue Distanz“ steht und das durch kurze, wellige Strahlen gerahmt wird. Im Abspann stehen folgende Informationen: franziskagoralski.de, CindyCat, Blaue Distanz, dgtl fmnsm, by Irène Mélix (2020), Gefördert durch die Kulturstiftung des Freistaates Sachsen.
Das 18-minütige Video zeigt die Künstlerin Lilli Döscher. Sie ist beim Interview in einem weißen Raum zu sehen, trägt lange, rötliche Haare, silberne Kreolen und ein weißes Oberteil. Später ist sie im online-Gespräch mit der Künstlerin Irène Mélix zu sehen, die kurze braune Haare und ein schwarzes T-Shirt trägt. Sie sitzt in einem Atelier. Die erste Szene zeigt eine Performance dreier Tänzerinnen mit Jeans und weißen Pullis. Sie bewegen sich auf einer Brachfläche mit einer Mischung aus Kiesel und Gras, im Hintergrund sind Bäume zu sehen. Ein kleiner, weißer, schrottiger Kleinwagen befindet sich ebenfalls auf der Fläche. An mehreren Stellen sind blaue Zeichnungen und Farbflächen zu sehen, an einer Stelle ein weites Meer, gefilmt von einem schaukelnden Boot. Eine der Zeichnungen ist eine Strichzeichnung eines Wellenbrechers. Andere Zeichnung sind wellenförmig. Sie sind aus Tusche in grün und blau, zum Ende des Films schieben sie sich vor das Meer. Der Abspann zeigt folgende Schrift: Maybe forever, Grossir ensemble, Theatre fragile, Cindy Cat. Patterned collective. By Irène Mélix (2020), Gefördert durch die Kulturstiftung des Freistaates Sachsen.
Der gut 16-minütige Film zeigt die Musikerin und Philosophin Rosa Klee. In der Interviewsituation ist sie bis zur Brust in einem blauen T-shirt und mit kurzen, braunen, an den Seiten abrasierten Haaren zu sehen. Sie steht vor einem großen Fenster. Die erste Szene zeigt Rosa Klee in einem dunklen T-Shirt, wie sie eine Tröte aus Papier entfaltet. Dieses Motiv wird immer wieder aufgegriffen. Immer wieder werden im Film Notationen eingeblendet, die mit Bleistift gezeichnet sind und ungewöhnliche Darstellungsweisen von Musik und Ton zeigen. Sie sehen teilweise aus wie Wellen oder Berge, werden dünner und dicker und sind mit schriftlichen Anweisungen versehen. Das Buch, aus dem Rosa Klee in der Mitte des Films liest ist „Virginia Woolf, Ein Eigenes Zimmer, Drei Guineen“. Die Waschmaschinengeräusche in der zweiten Filmhälfte sind ein Ausschnitt aus der „Aria fermata“ (2019), die von der Künstlerin Irène Mélix in schwarzem Hemd mit kurzen, braunen Haaren vor einer weißen Wand performt wird. Am Ende des Films dreht Rosa Klee eine winzig kleine Spieluhr. Im Abspann steht: rosaklee.net, Cindy Cat. By Irène Mélix (2020), Gefördert durch die Kulturstiftung des Freistaates Sachsen.
 
Der gut 16-minütige Film zeigt die Künstlerin Antje Meichsner. Beim Interview ist sie von vom Bauch an sitzend in ihrem Studio zu sehen. Es ist ein Dachgeschoss mit Fenster, hinter ihr auf dem Schreibtisch ist eine Menge Soundtechnik und Lautsprecher zu sehen. Sie trägt ein schwarzes T-shirt, längere blonde Haare mit braunem Ansatz und silbernen, größeren Kreolen. Zu Beginn des Films sind Zitate aus dem Hörstück „Als Punk(t) eine Linie durch den Sumpf ziehen“ von 2017 zu hören. Später wird ein Gebäude eingeblendet, über dessen ganze Fassade pixelige, bunte Leuchtschrift läuft. Es wird „Pochen Bienale Chemnitz (2018) eingeblendet. In der zweiten Filmhälfte wird zur Musik ein Foto eingeblendet, wo Antje Meichsner hinter einem Tisch mit viel Soundtechnik und einem Laptop in abendlicher hinter einem Laptop Stimmung sitzt. Es wird „Café Odradeck“ eingeblendet. Zum Ende des Films wird der Ton begleitet von einem weißen Siebdruck mit vielen Linien auf schwarzem Grund, an dem die Kamera entlangfährt. Im Abspann heißt es: Cindy Cat. Antjemeichsner. Jimdofree.com, facebook.com/ShannonSoundquist. By Irène Mélix (2020), Gefördert durch die Kulturstiftung des Freistaates Sachsen.
Der gut 13-minütige Film zeigt die Künstlerin Anne Reiter, die in den Interviewsituationen meist vor einer grauen Außenwand mit gelber Kapuzenjacke und dunkelblauem T-Shirt zu sehen ist. Die hat kurze, braune, lockige Haare, einen Nasenpiercing und einen Ohrring. Während sie spricht werden Zeichnungen eingeblendet, die verschiedene Muster zeigen, deren Grundformen mit schwarzen, feinen Linien gezeichnet sind und deren Innenräume teilweise gefärbt sind. Später sind ähnliche Muster sowie farbliche Silhouetten von Personen auf Textil eingeblendet. Die Textilarbeiten zeigen auch andere Textil-bezogene Motive, wie Nadeln, Fäden, Gewebedarstellungen und bunte Flächen. Sie hängen in einer großen Ausstellungshalle. Während des Films sind außerdem Fotostrecken eingeblendet, in denen Personen die Textilien anziehen, darauf sitzen und stehen oder anders mit ihnen umgehen. In der zweiten Filmhälfte laufen einzelne, freigestellte Elemente der Muster durch das Interviewbild, wobei die Künstlerin im zweiten Teil während des Interviews vor einer der großen Textilarbeiten gefilmt ist. Der Abspann sagt: annereiter.com, patterned collective. By Irène Mélix (2020), Gefördert durch die Kulturstiftung des Freistaates Sachsen.
 

 

 

by Irène Mélix (2020)
gefördert durch die Kulturstiftung des Freistaates Sachsen

 

Danke an das D21, Sandra Plessing und Constanze Müller

Danke an die Kurator:innen Katharina Zimmerhackl und Ariane Graf

Danke an Fabian Ng’uni für das Coverfoto des Katalogs, Lydia Sachse für das Grafikdesign

Danke auch an Isabelle Lamaud, Olga Hyrckowian, team2, CindyCat, pattern collective, Rosa Klee, Theresa Schnell, Antje Meichsner, Anne Reiter, Franziska Goralski, Lilli Döscher, Vincent Schier, Francy Fabritz, Nadine Grobeis, Sophie Mélix, Daria Samokhvalova und all die Anderen, die mir Netz, Inspiration, Rückhalt, Gespräch und Umfeld sind.