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https://www.d21-leipzig.de/ausstellung/irene-melix-no-solo/
Ausstellungsansicht, D21. / Kuratorin: Ariane Graf / Foto: Michael Moser
Ein·zel·aus·stel·lung/Eínzelausstellung/Substantiv, feminin [die]; Ausstellung von Werken eines einzelnen Künstlers [sic!]
Die Einzelausstellung, gedacht als Präsentation des eigenen Werkes gilt als erstrebenswertes Karriereziel der künstlerischen Laufbahn. Jahrelanges Arbeiten soll an dieser Stelle Anerkennung und Wertschätzung erfahren.
Die Einzelausstellung verweist zugleich auch auf einen Kulturbetrieb, der von Prinzipien der Konkurrenz und Leistungsfähigkeit bestimmt ist. Gepaart mit der ideologischen Vormachtstellung künstlerischer Autonomie bedeutet das: der genannte Künstler [sic!] arbeitet vereinzelt. Allein. Unabhängig
Individualisierung und restlose Eigenverantwortlichkeit sind ihrerseits neoliberale Prinzipien. Einsamkeit scheint eine gute Freundin kapitalistischer Verhältnisse zu sein.
Doch niemand macht wirklich alleine Kunst.
Keine Kunst kann für sich, aus sich selbst heraus entstehen. Und die Künstlerin lebt und arbeitet auch nicht alleine: Sie spricht, liest, tauscht sich aus, reist, denkt gemeinsam mit anderen, trifft sich, spinnt Fäden, lebt und liebt. Sie verantwortet, sie agiert politisch, sie mischt sich ein. Sie ist Handelnde.
Ihre Produktion ist eingebettet in eine bestimmte Geschichte, in bestimmte gesellschaftliche Verhältnisse, in sie bestimmende Diskurse. „Meisterwerke sind keine vereinzelten und einsamen Geburten, sie sind das Ergebnis vieler Jahre gemeinschaftlichen Denkens“, schrieb Virginia Woolf. Und dass „die Erfahrung der Menge aus jeder einzelnen Stimme spricht“. So gesehen bleibt die Solo-Show – so wichtig diese am Ende tatsächlich für den künstlerischen Karriereweg ist – verhaftet im Fetisch der „autonomen Kunst“ und des künstlerischen Genius.
Ein Widerspruch regt sich: Das Genie ist mir zu männlich, zu weiß und zu heterosexuell. Ich verabrede mich mit ihm nur, wenn nötig; die Muse aber ist meine Kollegin. Ich küsse wen ich will.
Irène Mélix
Katharina Zimmerhackl
by Irène Mélix (2020)
gefördert durch die Kulturstiftung des Freistaates Sachsen
Danke an das D21, Sandra Plessing und Constanze Müller
Danke an die Kurator:innen Katharina Zimmerhackl und Ariane Graf
Danke an Fabian Ng’uni für das Coverfoto des Katalogs, Lydia Sachse für das Grafikdesign
Danke auch an Isabelle Lamaud, Olga Hyrckowian, team2, CindyCat, pattern collective, Rosa Klee, Theresa Schnell, Antje Meichsner, Anne Reiter, Franziska Goralski, Lilli Döscher, Vincent Schier, Francy Fabritz, Nadine Grobeis, Sophie Mélix, Daria Samokhvalova und all die Anderen, die mir Netz, Inspiration, Rückhalt, Gespräch und Umfeld sind.